Es ist Ausflugstag! Nachdem sich 14 der obdachlosen und armen Gäste beim Frühstück im Franziskustreff ordentlich gestärkt haben, machen sie sich gemeinsam mit Hauswirtschaftsleiterin Katrin, dem Ehrenamtlichen Luca und Ivonne von der Öffentlichkeitsarbeit auf den Weg zur S-Bahn-Station. Von der Hauptwache geht es mit dem Zug nach Neu-Isenburg. Mal raus aus der Stadt. Was Neues sehen und erleben. Alle freuen sich auf den gemeinsamen Tag.
Am Firmensitz von Boeing angekommen wird den Ausflüglern ein herzlicher Empfang bereitet. Und dann geht es auch schon in den Besprechungsraum. Dort erzählt ein Mitarbeiter, was am Standort Neu-Isenburg hergestellt wird: Luftfahrtkarten – einst gedruckt, nun hauptsächlich als Software. Immer wieder kommen muntere Diskussionen auf. Auch die Gäste wissen einiges zum Thema beizusteuern. Manche haben früher selbst am Flughafen oder in verwandten Berufen gearbeitet. Der rege Austausch macht allen große Freude. Viel erfahren die Gäste auch zur Geschichte des Betriebes, der das Andenken an seinen einstigen Gründer Kapitän E.B. Jeppesen genauso in Ehren hält, wie der Franziskustreff seinen Gründer Bruder Wendelin.
So richtig spannend wird es noch einmal in der Forschungsabteilung. Hier haben die Gäste die einmalige Gelegenheit, ein wenig in die Zukunft zu schauen. Welche Technologien werden künftig den Flugverkehr am Himmel und am Boden erleichtern? Was wird in 10-15 Jahren gebraucht? Für jemanden, der auf der Straße lebt, ein unvorstellbarer Zeitraum. Da zählt jeder Tag. Hier beschäftigen sich die Mitarbeitenden mit der Zukunft. Gestalten sie für sich und andere. Forschen und testen dafür. Auch mittels Flugsimulator. Und den dürfen alle mal ausprobieren. Das Highlight für alle! Auch wenn sich der Gleichgewichtsinn erst an die sehr realistische Simulation im Cockpit gewöhnen muss. Aber die Gefahr abzustürzen droht ja nicht und ein erfahrener Pilot steht den Flugschülerinnen und -schülern zur Seite: Er erklärt die Technik und plaudert aus dem Berufsnähkästchen. Und ist ganz baff, als sich ein Gast als Mathematiker zu erkennen gibt und mal eben ein paar Kennzahlen im Kopf ausrechnet.
Wie wird meine Zukunft aussehen?
Als es am Nachmittag Richtung Frankfurt geht, sind alle voll von den Eindrücken und auch ein wenig nachdenklich. Denn dieser Ausflug führte die Gäste in eine Welt, zu der sie im Moment nicht gehören. Können oder wollen. Ihr täglicher Überlebenskampf lässt Gedanken und Schritte für eine bessere Zukunft kaum zu. Doch dieser Tag ist eine kleine Auszeit. Eine Verschnaufpause, die neuen Impulsen Raum gibt: Wie will ich leben? Wo bin ich in 10-15 Jahren? Habe ich eine erfüllende Arbeit? Auch so nette Kollegen? Schaffe ich es weg von der Straße? Wie die Not überwinden?
Wir sind dankbar für diesen Tag! Dankbar für die Abwechslung, die er unseren Gästen bot. Dankbar für die menschlichen Begegnungen: Vom herzlichen Willkommen bis zum gemeinsamen Mittagessen mit kräftigender Erbsensuppe, Würstchen und leckerem Kuchen zum Nachtisch. Dankbar für die geschenkte Zeit und informativen Einblicke. Und für das sorgfältig ausgesuchte Abschiedsgeschenk mit Kaffeebecher und Multitool.
Danke an alle, für den wertschätzenden Austausch und das aufrichtige Interesse. Gesehen zu werden ist für uns alle so wichtig. Besonders, wenn wir in Not sind.