Neues Hilfsangebot der Franziskustreff-Stiftung für obdachlose Menschen eröffnet

11.04.2025

Die Franziska-Werkstatt bietet niederschwelligen Zugang in die Arbeitswelt

Seit Januar 2025 hat die Franziska-Werkstatt geöffnet. Nun wurde auch offiziell Eröffnung gefeiert. Im idyllischen Schärfengässchen nahe der Liebfrauenkirche findet sich das neueste Hilfsangebot der Franziskustreff-Stiftung für Menschen ohne Obdach. Die Werkstatt, in der vor allem Kerzen hergestellt werden, finanziert sich mit Hilfe von Spenden und den Erlösen aus dem Verkauf im Ladenbereich. Das Sortiment umfasst die hier in Handarbeit gezogenen Kerzen und wird künftig um weitere hochwertige, nachhaltige Produkte erweitert.

Handwerk mit Perspektive
Mit kreativen Angeboten bis hin zu einer Beschäftigung mit einem Arbeitsvertrag: Die Franziska-Werkstatt gGmbH richtet sich an Menschen, die zu regulären Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten keinen Zugang haben. Schritt für Schritt werden Teilnehmende zurück ins Berufsleben begleitet, wobei sie durch eine Sozialberatung in der Werkstatt unterstützt werden. In der Franziska Werkstatt können Grundkompetenzen erprobt und berufliche Fähigkeiten (wieder-)entdeckt und weiterentwickelt werden. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden stehen dabei im Vordergrund.

Das Stufenmodell wurde von Birgitta Spiller-Barbaric entwickelt. Die erfahrene Diplom-Pädagogin hat bereits viele Jahre Menschen ohne Obdach in der Sozialberatung des Franziskustreffs begleitet. Sie weiß: Struktur und Selbstwirksamkeit sind die ersten Schritte aus der Obdachlosigkeit.

Ein Sortiment mit Geschichte
Im kleinen Laden liegt der Fokus auf handgezogenen Kerzen – jede von ihnen ein Unikat, das von den Projektteilnehmenden gefertigt wurde. Und die Werkstatt arbeitet ressourcenschonend. Aus hochwertigen Materialien entstehen so voll durchgefärbte Kerzen. Und anfallende Wachsreste werden zu individuellen Stumpenkerzen in Mosaikoptik. Von sorgfältiger Detailarbeit bis zur freien Gestaltung einzigartiger Kerzen – das Erlernen der Handwerksprozesse hält für die meisten Teilnehmenden ganz neue Herausforderungen bereit. Das Sortiment und auch die Produktion soll im weiteren Projektverlauf um zusätzliche Produkte ergänzt werden. Und auch zu saisonalen Anlässen lohnt es sich vorbeizuschauen: Zu Ostern setzt die Werkstatt auf Kerzen als Symbol für Hoffnung und Neuanfang und begeistert mit einer Palette sanfter Pastelltöne.

Ein Ort des Engagements
Die Werkstatt startet mit sieben Projektteilnehmenden, doch das Ziel ist klar: mehr Menschen eine Perspektive zu bieten. "Wir wollen obdachlosen Menschen nicht nur eine Notversorgung, sondern eine echte Zukunftsperspektive ermöglichen", sagt Bruder Michael Wies, Leiter des Franziskustreffs und ehrenamtlicher Geschäftsführer der Franziska-Werkstatt. Gemeinsam mit dem technischen Leiter Juan Beteta, der die Projektteilnehmenden anleitet, und Sozialberater Oliver Mader, der sie individuell unterstützt, wird in der Kerzenwerkstatt ein Konzept umgesetzt, das nachhaltige Veränderung ermöglicht. Shop-Manager Daniel Weber ist Ansprechperson für alle, die sich für die Produkte und die Mitmachmöglichkeiten interessieren. "Wer die Franziska-Werkstatt durch den Kauf einer Kerze oder eine Spende unterstützt, trägt dazu bei, dass Menschen wieder eine Perspektive bekommen", betont er.

Mehr als eine Werkstatt – Ein neuer Weg
Hinter der Franziska-Werkstatt steht die Franziskustreff-Stiftung. Mit dem Frühstückstreff einschließlich Sozialberatung bietet sie einen verlässlichen Zufluchtsort für Menschen ohne Obdach. Doch die Vision reicht weiter: Neben der Sicherung der Grundbedürfnisse nach Nahrung und sozialen Kontakten sollen auch Wohnen, Gesundheit und Arbeit gefördert werden. So hat die MainWeg gGmbH seit ihrer Gründung 2022 bereits 12 Menschen ohne festen Wohnsitz nach dem Housing-First Prinzip einen Neuanfang in ihrer eigenen Wohnung ermöglicht. Und mit der Eröffnung der Praxis für Wohnsitzlose in der Stiftung wurde 2024 ein wichtiges Angebot im Bereich Gesundheitsversorgung realisiert. Nun folgt mit der Franziska-Werkstatt ein weiteres entscheidendes Element: Die Möglichkeit, durch eigene Arbeit einen neuen Schritt zu gehen.

Diese konkrete Nächstenliebe geht auf Bruder Wendelin Gerigk († 2010) zurück. Er gründete den Frühstückstreff 1992 für Menschen ohne Obdach. Ganz im Sinne Bruder Wendelins eröffnet die 2013 von der Deutschen Kapuzinerprovinz gegründete Stiftung noch heute innovative Räume, die einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten. Räume, in denen Menschen ohne Obdach die Wertschätzung der vielen Wohltäterinnen und Wohltäter spüren können.

Wie alle Angebote der Franziskustreff-Stiftung finanziert sich auch die Franziska-Werkstatt aus Spenden. Die Spendenmöglichkeiten finden Sie unter www.franziska-werkstatt.de. Hinzu kommen die Erlöse aus dem Verkauf, die einen kleinen Teil der Betriebskosten decken.

Eröffnung offiziell gefeiert
Am 11. April öffnete die Franziska-Werkstatt nun auch ganz offiziell ihre Türen. Den feierlichen Auftakt gestalteten die Kapuziner Bruder Michael Wies, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Franziska-Werkstatt, Bruder Paulus Terwitte, Vorstand der Franziskustreff-Stiftung, der eigens aus München für die Eröffnungsfeier anreiste, sowie Bruder Bernd Kober, der die Franziska-Werkstatt als Rektor der Liebfrauenkirche einweihte. Für die Stadt sprach Stadträtin Anette Rinn das Grußwort im Namen des Magistrats und der Wirtschaftsförderung der Stadt Frankfurt am Main.

Während der Veranstaltung wurde das traditionelle Kerzenziehen demonstriert und der Werkstatt-Alltag für die Besucherinnen und Besucher erlebbar. Es boten sich interessante Einblicke wie die kunstvollen Kerzen in sorgfältiger Handarbeit entstehen. Und viele der Gäste nutzten die Gelegenheit, einige der handgefertigten Unikate zu erwerben.

Mit der Eröffnung der Franziska-Werkstatt schließt die Franziskustreff-Stiftung eine Lücke in der Obdachlosenhilfe, indem sie obdachlosen Menschen eine feste Tagesstruktur und Beschäftigungsplätze anbietet, auch ohne die üblichen Voraussetzungen wie eine Meldeadresse zu erfüllen

Benannt ist die Werkstatt nach Franziska Schervier, Tochter eines Aachener Fabrikanten. 1845 gründete sie dort die Ordensgemeinschaft der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus. Die soziale Pionierin entsandte 1875 - vor 150 Jahren - Schwestern nach Frankfurt am Main. In ihrem Geist eröffnen wir heute neue Wege aus der Not – durch sinnvolle Arbeit.

Schauen Sie gern im Schärfengässchen 4-6 vorbei. Dort können Sie sich über die Produkte informieren und einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag der Franziska-Werkstatt gewinnen. Die in der Werkstatt produzierten Kerzen werden im Ladenbereich zum Verkauf angeboten.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag
von 10 bis 17 Uhr

www.franziska-werkstatt.de