Jung, weiblich, obdachlos

08.03.2024

Janita hat 14 Jahre auf der Straße gelebt. Das ist glücklicherweise lange her. Sie spricht darüber, offen und aktiv. Auch bei uns im Franziskustreff.

„Ich hätte mir gewünscht, dass man mich als Mensch wahrnimmt.“

Das sagt sie über die schwere Zeit auf der Straße.

Weiterhin Teil ihres Lebens ist Obdachlosigkeit trotzdem: Aber sie bestimmt es nicht mehr. Heute teilt Janita ihre Geschichte. Sie zeigt Interessierten die Welt aus der Perspektive obdachloser Frauen. Mit ihrem ersten Buch: „Die Anderen – die harte Realität der Obdachlosigkeit“. Und sie besucht Schulen, um Wissen darüber zu vermitteln. Gibt Obdachlosigkeit ein Gesicht, mit Führungen an „ihre“ Orte. Mit ihrer Arbeit verschafft sie denen Gehör, die kaum wahrgenommen werden: obdachlosen Frauen.

Etwa ein Fünftel der täglich bis zu 180 Gäste des Franziskustreffs ist weiblich. Obdachlos sein ist für Frauen besonders belastend und gefährlich. Denn viele wohnungslose Frauen leben in Abhängigkeitsverhältnissen, um nicht auf der Straße zu landen. Mit Couchsurfing, bei Freunden, Verwandten und Bekannten. Oder verharren in Beziehungen, die sie ohne Wohnungsnot nicht eingegangen wären. Oder längst beendet hätten. Weibliche Obdachlosigkeit findet versteckter statt als die Not der Männer, die kein zu Hause haben.

„Ich war in der Situation körperlich anwesend, aber nicht mehr vom Kopf her. Es war, als ob nicht mir die Gefahr begegnen würde.“

Janita war 14 Jahre, als sie erst wohnungslos wurde. Zwei Jahre später: die Obdachlosigkeit.

Janita hat bei uns darüber gesprochen, wie sie in diese Obdachlosigkeit geriet. Ähnliche Schicksale führen obdachlose Menschen Tag für Tag zum Franziskustreff. Sie stehen in einer Reihe, warten vor der Tür, bis ein Platz zum Frühstücken für sie frei wird.

Wer weitere Hilfe möchte, geht nach der reichhaltigen Mahlzeit nebenan zur Sozialberatung.

Wie beschwerlich das Leben ohne Wohnung für Frauen ist – auch unsere Sozialarbeiterin hört es aufmerksam, in ihren Beratungen. Sie begleitet alle Gäste, die um Hilfe bitten. Unterstützt sie auch dabei, Schritt für Schritt nach vorn zu gehen. Im eigenen Tempo. Im besten Fall in ein neues Leben mit einem sicheren Zuhause.

„Glück ist für mich, dass ich die bessere Wahl hab’ in dem, was ich tue: dass ich darin frei bin, weil ich abends ins Bett gehen kann.“

Was Janita während ihrer Obdachlosigkeit wirklich gebraucht hätte. Was sie sich von den Menschen um sie gewünscht hätte. Und was schließlich den Wendepunkt brachte: Im Film erzählt sie von ihrem Weg zurück in die Gesellschaft. Und über die Bedeutung von bedingungsloser Menschlichkeit und Nächstenliebe für Menschen in Not.

Danke, liebe Janita! Für Deine Offenheit und Deinen unermüdlichen Einsatz für und gemeinsam mit obdachlosen Menschen.