Michael Groß ist eine Ausnahmeerscheinung. Das liegt nicht nur an seiner bemerkenswerten Körpergröße: Gut zwei Meter sind da nach dem Aufstehen unterwegs. Groß, bekannt als der „Albatros“, ist auch dreifacher olympischer Goldmedaillengewinner im Schwimmen. Dazu kommen noch seine beinahe zwei Dutzend internationalen Spitzenplatzierungen. Doch nicht nur hartes Training hat diese Erfolgsliste aufgefüllt. Ein starker Wille, der Glaube an und das Gespür für sich selbst waren ebenso wichtig. Dinge, die auch die obdachlosen und armen Gäste des Franziskustreffs brauchen – als Startblock in ein besseres Leben. Darum ist Groß der Einladung zum ReBeCa- Begegnungscafé gern gefolgt. Solidarität und Teilen wertvoller Erfahrungen haben bei Michael Groß stets Oberwasser. So hat er sich als Leistungssportler verhalten. Und so lebt er diese Werte heute. Indem er sie Menschen beruflich vermittelt. Und mit unseren Gästen darüber ins Gespräch kommt.
Herausforderungen begegnen
Michael Groß ist schon lange Frankfurter. Nach dem Ende seiner Schwimmerkarriere 1991 studierte er Germanistik, politische Wissenschaften und Medienwissenschaften. Und legte auch noch in Philologie den Doktor ab. Wie hat er nacheinander diese zwei Karrieren gemeistert? Wie wird einer so erfolgreich? Wie hat er damals den Erwartungsdruck von Publikum, Trainern und Funktionären ausgehalten? Den ganzen Rummel? Und: Wie hat er sich gefühlt, mit diesen Erwartungen? Unsere Gäste als Gastgeberinnen und Gastgeber haben viele Fragen an den Mann, der heute Manager coacht. Damit diese auf seelisch gesunde Weise erfolgreich werden – und möglichst bleiben. 2011 hat Groß sein erstes Buch geschrieben. Es klingt wie ein Programm für die bessere Zukunft. Auch für die, die es auf die Straße verschlagen hat: „Siegen kann jeder – Jeden Tag die richtigen Fragen stellen“.
Es ist nie zu spät für Ziele
Trotz Groß’ Bodenständigkeit ist der Respekt für den Olympiasieger enorm. Doch dann merken die alle: Der ist offen und herzlich – und wirklich für sie gekommen. Die Fragen werden immer mutiger und entspannter. Was sie erfahren, ermuntert zum ersten Schritt in den Neuanfang. Denn egal, wie miserabel die Startbedingungen scheinen: „Jedes Spiel fängt bei Null an“, sagt Groß: Eine Einladung, neu zu starten. Groß redet auch über das, was er als persönliches Scheitern empfunden hat. Vor allem im eigenen Kopf. Und dass er Wege gefunden hat, daraus zu lernen. Genau wie aus Situationen, in denen Scham eine Rolle spielt. Groß hatte sich zum Beispiel einmal selbst disqualifiziert, weil er eine Runde länger schwamm, als er durfte. Ehrenrunden im Leben sind okay – vor allem, wenn man nicht den Glauben an sich verliert und etwas daraus lernt. Ganz für sich selbst. Und: „Niemand fängt mit dem Ziel an, Olympiasieger zu werden. Und ein Lebensplan, der dreißig Jahre gilt: Das geht ja gar nicht. Aber was geht: Eine Vorstellung davon zu haben, was einen motiviert“, sagt Groß. Und dann ist da noch eine bedeutsame Botschaft: Es ist nie zu spät. „Man kann sich auch noch mit Ende Fünfzig und Anfang Sechzig Ziele setzen“, fährt der Athlet fort. Dabei sieht er in Gesichter, die auch schon viel erlebt haben.
Die gut anderthalb Stunden schwappen wie eine schnelle Welle vorbei. Und das Schönste dabei: Sie trägt. Die ReBeCa-Gäste sind obenauf. Ihr Beifall ist ehrlich. Genau wie ihr legendärer Gast.