Gut, die Wahl zu haben.

13.02.2025

Mit dem Franziskustreff für mehr Menschlichkeit stimmen

Die Wahl zu haben, ist für einige in unserer Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit.

Für obdachlose und arme Menschen zum Beispiel. Das beginnt schon im Kleinen, für die meisten Menschen ganz Alltäglichem. Wie zum Beispiel der Frage „Worauf habe ich heute Appetit zum Frühstück? 
Die bedürftigen Menschen, die morgens zum Franziskustreff kommen, wählen hier nach eigenem Appetit aus, was sie sich am Platz servieren lassen. Aus einer Vielfalt, die der Geldbeutel sonst nicht zulässt: Lieber den Fitnessteller mit viel Gemüse und einem Ei oder eher den Aufschnitt-Teller mit Wurst oder Käse. Gern auch gemischt. 
Beim Frühstück jedenfalls ist die Wahl dann einfach. 

In was für einer Gesellschaft möchten wir in Zukunft leben? 

Ende Februar heißt es für uns alle eine Wahl mit weitreichenderen Auswirkungen zu treffen. Vielleicht fragen Sie sich gerade auch: Wo mache ich am 23. Februar mein Kreuz? In welchem Parteiprogramm spiegeln sich meine Bedürfnisse und Werte größtenteils wider? Wer wird die passendsten Entscheidungen treffen, damit ich mein eigenes Leben unter günstigen Umständen leben kann. 

Auch das Team und die Gäste des Franziskustreffs stellen sich diese Fragen: 
Wer wird sein Möglichstes tun, um Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden? Wer wird - trotz steigenden Wohnungslosenzahlen - diesem ehrgeizigen Ziel der letzten Bundesregierung mit zum Beispiel dringend benötigtem Sozialwohnungsbau begegnen? Wer hat das Miteinander und Füreinander-da-sein auf seiner Agenda? Um Krisen gemeinsam zu meistern, auch wenn es mal schwierig ist? Und wer setzt sich ein, um Lösungen zu finden, statt Schuldige zu suchen? 

Während die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden und die Gäste mit Meldeadresse automatisch ihre Wahlbenachrichtigung zugesandt bekommen, können wohnungs- und besonders obdachlose Menschen ihr Recht zu wählen nicht gleichermaßen einfach wahrnehmen. Dafür müssen sie einiges organisieren. Was nur wenige schaffen neben dem täglichen Überlebenskampf auf der Straße. 

Ohne Briefkasten fällt die Wahl schwer

Wohnungs- und obdachlose Menschen haben auch ein Stimmrecht, aber für sie ist Wählen kompliziert. Wer keine Meldeadresse, z.B. in einer Unterkunft oder bei Verwandten hat, steht auch nicht im Wählerverzeichnis. Und bekommt demnach auch keine Wahlbenachrichtigung. Obdachlose Menschen, die wahlberechtigt sind, müssen erst einen Eintrag ins Wählerverzeichnis beantragen. Mit Informationen dazu, wie das geht und welche Fristen zu beachten sind, hilft die Sozialberatung den Gästen im Franziskustreff gern weiter. Ebenso bei den nötigen Behördengängen. 

Denn diese stellen für obdachlose Menschen eine weitere Herausforderung dar: Wo kann ich meine Sachen lassen? Und gegebenenfalls meinen Hund? Dazu die Unsicherheiten beim Ausfüllen der Formulare. Je nach Kommune gibt es keine Vordrucke und so müssen die Anträge selbst verfasst werden. Außerdem brauchen sie eine Nachweis, in welchem Wahlkreis sie sich hauptsächlich aufhalten. Wie die Einrichtungen der Obdachlosenhilfe in Frankfurt und dem ganzen Land, hilft auch die Sozialarbeiterin im Franziskustreff den Menschen dabei, die sich damit an sie wenden. 
Die Wahlbenachrichtigung können sich die Gäste dann direkt in den Franziskustreff-Briefkasten schicken lassen.

Dennoch zeigen Statistiken der letzten Wahl, dass mit diesen Hürden nur ein Bruchteil von zehntausenden Wahlberechtigten* ohne Briefkasten ihr Kreuzchen gemacht haben.

Aber viele politische Entscheidungen wie Sozial- und Wohnungspolitik haben direkte Auswirkungen auf das Leben obdachloser Menschen. Darum ist es so wichtig, dass sie im demokratischen Prozess mitentscheiden dürfen. Und auch mitgedacht werden.

Ein Kreuz für die Nächstenliebe

Seit jeher ist im Franziskustreff jeder Mensch willkommen. Ohne einen Namen nennen zu müssen. Ohne Nachweis seiner Not. 
Wir möchten unsere langen hellen Tische weiterhin jeden Tag frisch eindecken, um am nächsten Tag noch alle Gäste empfangen zu können. Besonders jetzt, wo die Wohnungslosenzahlen sich beinahe verdoppelt* haben. Und morgens sehr viel mehr Menschen die Hilfe mit einem Frühstück, Sozialberatung oder in der Praxis für Wohnsitzlose suchen.

Gerade jetzt dürfen wir nicht nachlassen, uns für Mitmenschen, denen es gerade nicht so gut geht, stark zu machen.

Jede Spende hilft uns dabei. 

Und auch Ihr Kreuzchen macht einen Unterschied: Es weist die Richtung, welchen Stellenwert Nächstenliebe und Solidarität in unserer Gesellschaft einnehmen, damit obdachlose Menschen ein neues Leben beginnen können. Aus eigener Kraft. Und begleitet durch die Angebote des Franziskustreffs und den Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Weg von der Straße. 

Bitte, wählen Sie Menschlichkeit.

So bleibt für alle ein Platz am Tisch. 
Im Franziskustreff und im ganzen Land.

*Quelle: Wohnungslosenbericht der Bundesregierung