Drei waren Gäste vom Franziskustreff - In Gedenken an verstorbene Obdachlose in Frankfurt

08.11.2023

An jedem 2. November im Jahr ist der Tag der verstorbenen Wohnungslosen. Wer sich in Frankfurt mit Wohnungslosen- oder Obdachlosenhilfe beschäftigt und es einrichten kann, kommt dann zur Liebfrauenkirche. Die ökumenische Gedenkfeier des Arbeitskreises „Option für die Armen“ führten dieses Mal Pfarrer Dr. Olaf Lewerenz von der St. Katharinen Gemeinde und Br. Michael Wies OFMCap, Guardian des Kapuzinerklosters und Einrichtungsleiter des Franziskustreff gemeinsam.

120 Menschen hatten dafür auf den Kirchbänken Platz genommen. Stadträtin Rosemarie Heilig, Mitarbeitende und Ehrenamtliche des Franziskustreffs und viele Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Hilfsinitiativen der Wohnungslosen- und Drogenhilfe. Sie kannten jene, derer gedacht wurde. Hatten sie ein Stück auf ihrem Weg begleitet - in den Tagesstätten, Beratungsstellen, Notunterkünften oder der Straßenambulanz. Sie wussten um die Schicksale und waren manchmal auch Vertraute, fast wie Familie.

Sie alle verbindet eine Schnittmenge: die verstorbenen Menschen. Im Alltag geht das oft zu schnell unter. „Man erfährt es… ist geschockt, manchmal auch fassungslos… aber der Alltag lässt oft keine Zeit zum Verdauen“, sagt Andrea von der Sozialberatung im Franziskustreff.

In den Reihen saßen auch Menschen, die selbst in schwierigen Lebenslagen stecken. Auf der Straße leben. Im Teufelskreis von Sucht. Von Armut und Not. Sie führt das tägliche Überleben zu den verschiedenen Hilfsangeboten im Frankfurter Stadtgebiet. Und einige morgens auch erst einmal zu unserem Frühstücksangebot mit freiwilliger Sozialberatung am Liebfrauenkloster.

Sie sind zur Gedenkfeier gekommen. Denn auch sie kennen jemanden, der nun nicht mehr da ist. Auf der Straße kämpft jeder für sich. Doch es entstehen über die Zeit auch Gemeinschaften. Man kennt sich. Hat beim Frühstück im Franziskustreff schon ein paar Worte gewechselt oder auf der Straße beisammengesessen.

Obdachlose Menschen sterben häufig allein. Der Kontakt zu Familie und Freunden ist oftmals schon viele Jahre abgerissen. Wer im Todesfall niemanden hat, der sich um seine Angelegenheiten kümmern kann, wird ohne Trauerfeier bestattet.

Wie tröstlich nun diese feierliche Atmosphäre in der Liebfrauenkirche ist. Und wie schön, dass wir jedes Jahr an sie denken: An die unterschiedlichen Begegnungen mit ihnen im Leben. Manchmal kurz - manchmal länger. An Tiefe, an Nähe, an Einblicke in andere Leben. Manche haben Namen, manche gaben ihn nie preis. Manche waren alt, viele zu jung. Über 160 waren es in diesem Jahr; drei davon Gäste aus dem Franziskustreff.

„Ich denke an eine Klientin von mir. Sie war 63 und ist vor drei Wochen an Krebs gestorben. Wir kannten uns 12 Jahre. Ihr Sterben habe ich intensiv begleitet. Sie war mir nah und ihr Tod hat mich sehr berührt“, sagt Andrea, Sozialarbeiterin im Franziskustreff und entzündet eine Kerze.