Planen müssen wir vieles. Damit es unseren Gästen gut geht, wenn sie bei uns Platz nehmen. Eine Sache haben wir nicht geplant. Und die bereitet uns allen jetzt große Freude. Wir haben den ersten Platz des Deutschen Fundraising Preises 2022 gewonnen. Unsere Freude ist groß. Und auch unsere Dankbarkeit für das Votum des Deutschen Fundraising Verbandes. Weil wir uns erinnern.
Denn es sollte noch nicht vergessen sein: Im März vor zwei Jahren wurde unsere gewohnte Normalität plötzlich begraben. Die erschreckenden Nachrichten vom Virus aus China waren plötzlich Lebensrealität auch bei uns in Frankfurt am Main. Vor und hinter den Türen des Franziskustreffs. Niemand wusste, wer wie wem noch gefahrlos begegnen kann. Die Frühstücke für unsere obdachlosen Gäste, eine funktionierende Stiftungsarbeit: Über allem lag plötzlich ein riesiger Schatten aus Sorge. Und manchmal auch aus purer Angst.
Der Lockdown und die zunächst unvermeidlichen, strengen Kontaktregeln wurden zur hohen Hürde. Sie waren schon Herausforderung genug, um die Angebote für unsere Gäste aufrechtzuerhalten. Aber ohne direkte Kontakte zu unseren Wohltäterinnen und Wohltätern und nicht zuletzt zu unseren Ehrenamtlichen – wie würde sich die finanzielle und handfeste Unterstützung entwickeln?
Die kurze Bange wich jedoch bald einer Entschlossenheit. Wir starteten die Kampagne „Corona: Alle bleiben zuhause. Aber wir haben keines.“ Und die setzte so viel Schöpferkraft frei, dass davon die Existenz des Franziskustreffs auf eine neue, stabilere und menschlich wärmere Ebene gehoben wurde. Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen alles in Bewegung. Wirklich alles, was Kreativität, Ideenreichtum und Verantwortungsgefühl hervorbringen können. Eine faszinierende Kettenreaktion der Nächstenliebe.
Anders lässt sich nicht beschreiben, wie viele ihre Scheu überwanden, aus sich herausgingen. Sie betraten für sie völlig unbekannte Kanäle in den Sozialen Medien und versetzten sie mit ihrem schlichten, ehrlichen Anliegen in positive Vibrationen. Instagram, Facebook, LinkedIn und Co., Nebenan.de und Feierabend.de. – nun standen Team und Ehrenamtliche auch an so vielen digitalen Orten für unser Herzensanliegen ein: das Wohl der obdachlosen Menschen.
Wir gewannen damit noch weit mehr als mutige neue Helferinnen und Helfer. Denn auch viele selbstlose Wohltätern und Wohltäterinnen erfuhren erstmals von unserem Franziskustreff und seiner konkreten Arbeit vor Ort. Mit dem Ergebnis, dass wir unser Spendenaufkommen um zweihundert Prozent steigern konnten: Sicherheit für das tägliche Frühstück der obdachlosen Menschen. Sicherheit dafür, unsere festen Stellen in der Hauswirtschaft zuverlässig bezahlen zu können. Denn alles bei uns wird ausschließlich aus Spenden bezahlt.
Unser Stiftungsvorstand Bruder Paulus Terwitte hat im Kreis einiger, die alles miterlebt und mitgelebt haben, den Preis entgegengenommen. Gefühlt mit den Händen aller. All jene, die Posts getippt, weiter Brötchen geschmiert, Spendenbescheinigungen ausgestellt, fotografiert und telefoniert haben. Das Ergebnis kennen wir heute: Franziskustreff – digital statt tiefes Tal.
Die Laudatio des Verbandes fand dafür treffende Worte:
„Hier wurde ein Umstand noch einmal neu reflektiert und eine Gelegenheit beherzt beim Schopf gepackt. Das Ziel, die durch Corona entstandenen Mehrkosten in der Obdachlosenbetreuung durch Fundraising zu gewinnen, wurde damit erfolgreich umgesetzt.“
Und das, wo so aktives Einwerben von Spenden bislang nicht auf der Arbeitsliste unseres Treffs stand. Doch die drohende Not, armen und obdachlosen Menschen nicht mehr gut genug in ihrer Not helfen zu können: Sie hat unsere übergroße Zurückhaltung in den Lockdown geschickt. Damit es auch künftig unseren Gästen immer gut geht. Egal, was draußen über uns alle kommt.