Unruhebank: Rasten unter Vorbehalt
So eine Bank ist zum Ausruhen da. Das denkt Frau U., genau wie die meisten anderen Menschen auch. Der Unterschied: Frau U. muss jetzt mal ganz dringend ein Päuschen einlegen. Denn sie hat kein Zuhause. Kein Bett. Keine vier Wände, die sie sicher schlafen lassen. Man sieht ihr das harte Leben auf der Straße an. Den fehlenden Schlaf. Den fehlenden Schutz vor Wind und Wetter. Aber Frau U. hat nicht lange Ruhe. Ein Mann kommt näher. Ziemlich forsch und er pöbelt. Packt sie. Frau U. ist erschrocken, aber nicht unvorbereitet in dieser Lebenslage. Sie zückt ihr Pfefferspray, schafft es, Hilfe zu holen. Doch es bleibt schwierig für Frau U. Sie muss sich rechtfertigen, warum sie das Pfefferspray hat. Und versichern, dass sie keine Drogen nimmt. Frau U. fühlt sich, als ob sie vom Opfer zur Täterin gemacht wird. „Das habe ich schon öfter erfahren von weiblichen Gästen, die uns aufsuchen“, sagt Svetlana Strojan. Die Sozialarbeiterin leitet mit ihrem kleinen Team die Sozialberatung des Franziskustreffs. Sie hat montags bis freitags während der Frühstückszeit geöffnet. Für Gäste des Franziskustreffs, die Beratung wünschen. „Obdachlose Frauen werden von vielen Menschen leider nicht so ernst genommen, wie dies in Notsituationen eigentlich selbstverständlich wäre. Stattdessen hören sie gelegentlich sogar Vorwürfe“, sagt Strojan.