Pfand gehört daneben

Jeder Tag auf der Straße muss auch ein paar Einkünfte bringen. Besonders denen, die durch die gar nicht so engen Maschen des sozialen Netzes gerutscht sind. Dass Not erfinderisch macht, wissen vor allem die, die in Not sind. So wie Frau G., die ohne ein Dach über dem Kopf und mit dem Rollstuhl im Leben unterwegs ist. Als unsere Sozialberaterin Svetlana Strojan einen kleinen Spaziergang am Mainufer unternahm, trafen die beiden aufeinander: Frau G. bot ihr eine Flasche Sprudel zum Kauf an – und die Kollegin griff zu, da sie Durst hatte. Dabei erfuhr sie: Das ist das kleine Geschäftsmodell von Frau G. Über Wasser halten in Ufernähe organisiert sie sich in vier Schritten: Pfandflaschen am Mainufer einsammeln. Im Supermarkt das Pfand einlösen. Für das Pfandgeld neue Flaschen kaufen. Durstigen Mainflaneuren charmant anbieten: „Geben sie mir, was sie möchten.“ Das Flaschensammeln an sich ist unter obdachlosen und von Armut betroffenen Menschen weit verbreitet. Es stellt die oft einzige Möglichkeit dar, ein paar Einkünfte zu erzielen. Den Sammelnden ist bereits geholfen, wenn alle Menschen ihre leeren Pfandflaschen nicht in die Mülleimer werfen, sondern sauber und gut zugänglich daneben abstellen. Danke dafür.