ANDY: Es kann jeden treffen
Andy ist 43 Jahre alt. Vor acht Jahren wurde er obdachlos. Wir sind dankbar. Andy ist bereit, uns an seinem Leben teilhaben zu lassen. Das ist nicht selbstverständlich. Aber Andy weiß: Es kann jeden treffen. In Zusammenarbeit mit einem Team aus Kreativen und der Franziskustreff Stiftung entstand ein Film über Andys Weg in die Obdachlosigkeit. Ein Film, der für so viele Schicksale steht.
Im Job ging einiges schief. Dann war auch noch die Firma pleite. Ergebnis: Er hat seine Arbeit verloren. Kollegen. Freunde. Das war nur schwer zu bewältigen. Bewerbungen schreiben. Absagen erhalten. Das zehrt schwer an den Nerven. Neunzehnmal: Danke für Ihre Bewerbung, aber … Er ist frustriert. Die Selbstachtung sinkt. Streit mit der Ehefrau. Trennung. Scheidung.
Er hielt es zuhause nicht mehr aus. Daheimsitzen und Arbeitslosengeld beziehen? Das war nicht Seins. Es drängte ihn nach draußen. Das hat er als Kind und Jugendlicher schon gemocht. Draußen sein. Freiheit spüren. Nur dass er damals noch ein Zuhause hatte …
Auf die Scheidung folgt der Auszug. Aber nicht in eine neue Wohnung. Andy entschied sich, erstmal „für unbestimmt Zeit“, wie er sagt, auf der Straße zu leben. Da kannte er auch schon einige Leute. Wie Freunde.
Andy ist seitdem unterwegs. In verschiedenen Städten. Er schläft zu jeder Jahreszeit draußen. Oft versteckt in Wäldern, wo er mit anderen eine Gemeinschaft bildet auf Zeit. In Zelten schlafen; auch bei Minusgraden. Dort fühlt er sich geschützt vor Diebstahl durch andere Wohnungslose. Er findet sich da sicherer als z.B. in Unterkünften. Einmal wurde es da für ihn sogar lebensbedrohlich. Jemand hat Benzin über den Schlafsack gekippt, als er schlief.
Den Platz im Wald kennen nur er und seine Bekannten, dort am Bach. An der Feuerstelle schlafen sie ruhiger als unter Brücken in der Stadt.
Vielleicht nicht mehr lange
Jeden Morgen nach dem Aufstehen geht Andy in die Stadt. In Frankfurt führt ihn der Weg zum Franziskustreff. Nach dem Frühstück geht er auf Tour zum Flaschen sammeln. Später trifft er sich für den Rest des Tages mit Bekannten „zum Schnorren“: Der eine Passant gibt dies, der andere das. Manchmal schnorrt Andy auch allein – das Geld spart er für seine Tochter, die er gelegentlich sieht. Sie soll einen Bundeswehrschlafsack zum Geburtstag bekommen. Mit ihr steht er im guten Kontakt und möchte es auch bleiben.
Das Leben in Obdachlosigkeit geht auf die Knochen. In zwei, drei Jahren möchte Andy wieder zurück ins normale Leben. Seine Tochter würde das auch freuen. Was ihm vorschwebt? Anderen helfen. Wir drücken ihm die Daumen.