GESCHAFFT: WIEDER ZU HAUSE Wer im Franziskustreff war, kommt gerne wieder. Lesen Sie, wie ein Gast nach vielen Jahren wiederkam, um Danke zu sagen. Wir geben diesen Dank hier gern an alle Wohltäter weiter. Letztes Jahr, um Weihnachten. Plötzlich stand er im Raum der Sozialberatung. Modern und fast jugendlich gekleidet, stand er da. Und er strahlte über das ganze Gesicht. Frau Spiller-Barbariç traute ihren Augen kaum: War das etwa...? Ja genau, er war es. Doch nun von Anfang an... Vor etwa sieben Jahren kam regelmäßig ein Gast zum Frühstück. Er saß stets am gleichen Platz. Zusammengesunken in seinem rot-schwarzkarierten Holzfällerhemd. Versunken in sein Lebensschicksal, das man ihm förmlich ansah. Es dauerte, bis er mit jemandem sprach. Langsam fasste er Vertrauen und berichtete aus seinem Leben: Er hatte in Vietnam gedient. Seine Heimat war Südkorea. Irgendwann kam er nach Deutschland. Hier baute er sich ein Leben auf. Unbefristete Aufenthaltserlaubnis inklusive. Familie, Job, Integration – alles bestens. Doch dann kam es zu Problemen in der Arbeit. Die Abwärtsspirale war nicht mehr aufzuhalten: Alkohol, Arbeitslosigkeit, Asphalt. Ein Leben auf der Straße. Schritt für Schritt Kontakt zu den Wurzeln Die Familie war längst zerbrochen. Die Tochter lehnte jeden persönlichen Kontakt ab. Aus Angst, wieder belogen und erneut enttäuscht zu werden. So saß er im ersten Gespräch vor Frau Spiller. Weniger in Demut als viel mehr gedemütigt durch die zahlreichen Zurückweisungen. Sie hörte einfach nur zu. Und stellte dann die entscheidenden Fragen: Wohin sollte es gehen? Wo sah er eine Möglichkeit oder die Hoffnung, wieder Fuß zu fassen? Schnell stellte sich heraus: In Deutschland hielt ihn nichts mehr. Sein Lebensmittelpunkt war verloren. Doch es bestanden noch Bindungen in die Heimat. Bindungen, die unserem Gast durchaus noch Halt gaben. Mit dieser Zuversicht und diesem Ziel vor Augen war der verlorene Reisepass nur noch eine Formalität – im wahrsten Sinne des Wortes. Und nun war die Aufwärtsspirale in Gang gesetzt: Selbst seine Tochter ließ uns ein Foto des inzwischen geborenen Enkelkindes zukommen. Und wir durften das Bild an unseren Gast weiterleiten. In Südkorea hat er schnell neuen Lebensmut gefasst. Seine Rente reicht zum Leben und zusätzlich übernimmt er ab und an, auch im Alter von 70 Jahren, noch kleine Arbeiten. Sein größtes Hobby konnte er leider nicht mit nach Deutschland bringen: ein traditionelles koreanisches Instrument, ein Gayageum. Mit ihm musiziert er inzwischen begeistert in einer Gruppe und träumt davon, einmal nach Deutschland auf Konzertreise zu gehen. Doch für unterwegs hatte er das Instrument als App auf dem Smartphone dabei. So gab er in der Sozialberatung sogar spontan ein kleines Konzert. Weshalb er überhaupt so überraschend in Deutschland war? Seit einigen Jahren lädt ihn seine Tochter regelmäßig zu Weihnachten ein. Und er verbringt das Fest im Kreise der Familie mit seinen inzwischen zwei Enkelkindern. Weshalb er uns besuchte, musste er dann nicht mehr lange erklären. App-strument Sein Gayageum (linke Seite) hatte er als App auf dem Smartphone dabei. Gayageum Kaum zu glauben: Unser ehemaliger Gast in seiner Heimat mit seinem volkstümlichen Instrument Gastfreundschaft ist aller Wandlung Anfang. “ „ FOTOS: PRIVAT 13 12 FRANZISKUSTREFF -STIFTUNG
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